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Meeresschildkröten in Gefahr: Rücksicht an den Niststränden

Turtle_harassment(c)Ziggy Livnat_Marine Photobank (2)Meeresschildkröten kommen weltweit vor, auch an vielen Mittelmeerküsten wie etwa der Türkei oder im Süden Spaniens. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen sie im Wasser, doch insbesondere zur Ablage ihrer Eier kommen Schildkrötenweibchen an den Strand, betont die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. Die Brutsaison fällt genau in unsere Ferienzeit. Strandurlauber informieren sich darum am besten im Vorfeld, ob sie ihren Sommer an einem Niststrand verbringen.
Im Schutz der Dunkelheit graben die Tiere eine gut 40 Zentimeter tiefe Grube, legen die Eier hinein und bedecken sie anschließend mit Sand. Allein die Sonnenwärme brütet den Nachwuchs die folgenden 60 Tage über aus, gut getarnt vor Nesträubern.
Die Aktionsgemeinschaft Artenschutz, Kooperationspartner vom Bund Deutscher Tierfreunde, hat einige Tipps zum Ferienleben an einem Niststrand zusammengestellt. Besonders Kinder sollten keine Sandburgen an den betroffenen Stränden bauen – denn beim Buddeln im Sand können leicht die versteckten Schildkrötennester beschädigt werden. Auch der spitze Fuß eines Sonnenschirms kann die vergrabenen Eier zerstören. Als schildkrötenfreundlicher Sonnenschutz bieten sich alternativ Strandmuscheln an. Zuletzt sollte den Eiern zuliebe die private Strandrallye ausfallen: Geländewagen, Quads und Motorräder können durch ihr Gewicht ganze Nester zerquetschen oder den darüber liegenden Sand stark verdichten. Schlüpfende Jungtiere haben dann keine Chance, sich an die Oberfläche zu graben.
Werden die empfindlichen Schildkröten vor oder während der Eiablage gestört, geht im schlechtesten Fall der ganze Nachwuchs direkt verloren: Legt die verschreckte Mutter ihre Eier im Meer ab, wird kein einziges je ausgebrütet. Auf Nachtspaziergänge und Strandpartys am Niststrand sollte der Schildkröten zuliebe also verzichtet werden.
Auch die Betreiber von Strandbars und Hotels sind in der Pflicht: Liegestühle, Müll und sonstige Gegenstände können sowohl Mutter- als auch Jungtieren den Weg über den Strand versperren. Sie sollten über Nacht anderweitig verstaut sein. Auch künstliche Beleuchtungen können das sichere Anlanden am Brutstrand verhindern: Sie stören den empfindlichen Orientierungssinn der Reptilien. Oft hilft schon ein freundlicher Hinweis an Hoteliers und Barbesitzer gegen störende Hindernisse und Lichtquellen.
Egal also ob Urlauber oder Schildkröte, es ist genug Strand für alle da. Beim erfrischenden Bad können sich beide sogar im Meer treffen – aber bitte mit Abstand! Denn, so verrückt es auch klingen mag: Verängstigte Meeresschildkröten trauen sich nicht zum Atmen an die Oberfläche – und können schlimmstenfalls jämmerlich ersticken. Schnorchler, Schwimmer und Bootskapitäne sollten den Tieren also nicht zu nahe auf den Panzer rücken.

Quelle: Bund Deutscher Tierfreunde e.V. / AGA e.V.

Foto: AGA Ziggy Livnat Marine Photobank

Schutz der Meeresschildkröten in Dalyan

ISTS_ 1 Dalyan042015(c)AGA_BirgitBraun (1)Ein langjähriges Projekt von AGA und dem Bund Deutscher Tierfreunde trägt endlich Früchte: Der Schutz der Meeresschildkröten am Strand der türkischen Stadt Dalyan. Mehr als 650 Meeresschildkrötenschützer und Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben während des 35. International Sea Turtle Symposiums in Dalyan (Türkei) über den Schutz der Meeresschildkröten beraten, diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Für die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. hat Geschäftsführerin Birgit Braun an dem Symposium teilgenommen. Der Bund Deutscher Tierfreunde hatte zusammen mit AGA ein Projekt zur Rettung der Meeresschildskröten in Dalyan durchgeführt.

Dalyan in der Südwesttürkei gehört zu den wichtigsten Nistplätzen der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) im Mittelmeer. Mitte der 1980er Jahre konnte die AGA gemeinsam mit anderen türkischen und internationalen NGOs den Bau eines 600 Bettenhotels am Strand von Dalyan verhindern. Darauf folgte ein mehrjähriges Schutzprojekt, dass die AGA in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Tierfreunde und der Universität von Pamukkale durchführen konnte. Zusammen mit freiwilligen Helfern wurden die Strände während der Nistsaison geschützt und Aufklärungsarbeit zum Schutz der Meeresschildkröten betrieben. Diese Arbeit hat bis heute Früchte getragen. Der Strand von Dalyan ist zwar immer noch ein beliebtes Touristenziel, aber direkt am Strand wurden keine Hotels gebaut und es gelten strenge Vorschriften für die Nutzung des Strandes durch Touristen.

Mittlerweile konnte die Universität von Pamukkale eine Meeresschildkröten-Rettungsstation (Dekamer) am Strand von Dalyan aufbauen. Geleitet wird diese von Prof. Dr. Yakup Kaska, der bereits mit der AGA und dem BdT zum Schutz der faszinierenden Meeresreptilien im Einsatz war. Im Rahmen des International Sea Turtle Symposiums konnten vier Meeresschildkröten, die in der Rettungsstation Dekamer nach einer Verletzung gesund gepflegt worden waren, wieder ausgewildert werden. Vertreter von Behörden, Touristen, Schulkinder und Journalisten verfolgten das Ereignis und waren fasziniert von den imposanten Schildkröten.