Wenn Slavica Poljcić durch die Straßen von Sarajevo streift, hat sie oft Tränen in den Augen. Das Elend der Straßenhunde ist unübersehbar – und es geht ihr ans Herz. Sie und ihre Familien kümmern sich so gut sie können um die Streuner, doch alleine kommt sie kaum gegen das unermessliche Leid an. Unterstützt wird sie und ihr privates Tierasyl durch kleine Tierschutzvereine. Ein Tropfen auf den heißen Stein des Elends. Die Hilferufe erreichten jetzt auch den Bund Deutscher Tierfreunde e.V. und der BDT-Vorstand beschloss zu handeln.
Die Vorsitzende vom Bund Deutscher Tierfreunde Martina Klein machte sich auch den Weg nach Bosnien-Herzegowina, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen. Nach dem ersten Schock wurde vor Ort sofort ein Hilfsprogramm unter Einbindung der Partnervereine vom Bund Deutscher Tierfreunde, Fenja rettet die Streuhunde e.V. und Pfotenfreunde Bosnien e.V. , gestartet.
Slavica und ihre Familie kümmern sich seit Jahren um die Straßenhunde in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Das Elend der Tiere dort ist unermesslich. Um die Tiere vor brutalen Hundefängern und den unglaublichen Zuständen in den öffentlichen Tierheimen zu bewahren errichtete Slavica ihr eigenes kleines Tierasyl ein. Dafür wurde ein ehemaliger Stall umgebaut. Jetzt tummeln sich dort Hunde, auch auf einer großen Auslauffläche, die noch mit Sand aufgeschüttet werden soll.
Erste Schritt bei der Hilfsaktion vom Bund Deutscher Tierfreunde war die Sicherstellung der Versorgung der Tiere mit Futter. Um zu sehen, woher sie das Futter beziehen, vereinbarte die BDT-Vorsitzende Martina Klein einen Termin mit der PET Food Factory Bosnet Goup D.O.O. Geschäftsführer Ermin Hadzan nahm sich Zeit, führte das Team durch das Fabrikgelände. Das Labor stellte verschiedene Sorten Hundefutter vor. Nach erfolgreichen Verhandlungen wird in Zukunft jeden Monat eine Tonne Futter vom Bund Deutscher Tierfreunde finanziert. Damit ist vorerst die Versorgung der Hunde in dem privaten Tierasyl gerettet.
Auch die Veterinär Station City Ved Doo CITY wurde besucht. Sie soll die tiermedizinische Versorgung der Streuner sicherstellen. Nach einem Rundgang war das Team vom Bund Deutscher Tierfreunde begeistert – Alles nach deutschem Standard. Liebevoll werden hier die Fellnasen tierärztlich versorgt. Einmal im Monat bietet die Praxis auch Kastrationen gratis an. „Gemeinsam gegen Tierleid“, ist das Motto. Während dieser Reise, wurden einige Hunde von Slavica von der Straße geholt. Auch hier wurden noch vor Ort die Kosten der tierärztlichen Versorgung vom Bund Deutscher Tierfreunde übernommen. Haris Custovic, Tierarzt und Leiter der Tierklinik und seine Tierärztin Nermina Mesanovic zeigten ein großes Herz für die geschundenen Vierbeiner.
Die Situation der Streuner in Bosnien-Herzegowina ist Besorgnis erregend, obwohl es seit 2009 ein Tierschutzgesetz gibt. Dies wird jedoch zumeist umgangen oder einfach missachtet. Noch immer werden nach den Beobachtungen vor Ort Hunde illegal getötet und die Kadaver in den Wäldern vergraben. Ein berüchtigtste Beispiel ist das Tierheim für streunende Hunde in Praca, das von der Regierung des Kantons Sarajevo ohne Ausschreibung und ohne Erfüllung der rechtlichen Verfahren von einer Privatperson und seiner Baufirma gemietet wurde, so die Tierschützer. Es gibt demnach kein Kontrollsystem für gefangene Hunde sowie den Transport von Hunden zum Tierheim und deren Anzahl im Tierheim. Die Hunde in Praca leben in ihren eigenen Fäkalien, in schmutzigen Betonzwingern ohne Futter und Wasser. Für dieses Massaker werden jährlich umgerechnet etwa 500.000 Euro aus dem Haushalt des Kantons Sarajevo überwiesen – eigentlich ein Skandal.
Das Gegenmodel ist das private Tierasyl. Nach Informationen des Vereins Fenja leben in Slavicas Tierasyl zur Zeit um die 30 Hunde. Noch ist etwas Platz und das Asyl kann auf 50 Hunde ausgeweitet werden. Die Zahl der Streuner in Sarajevo lässt sich sehr schlecht schätzen, da viele Hunde aus Angst in die umliegenden Wäldern geflüchtet sind. Allein in einem Jahr sollen etwa 6.500 Hunde erschossen, vergiftet oder euthanasiert worden sein. Die offiziellen Tierheime gelten als Hölle für Hunde. Bosnische Tierschützer: „Dort werden sie gequält, liegen in ihrem eigenem Kot, verhungern grausam oder fressen sich gegenseitig!“
Außerhalb von Sarajevo ist die Situation nicht besser, berichten die Pfotenfreunde Bosnien e.V. über die Zustände in der Stadt Velika Kladusa im Nordwesten des Landes in der Nähe der kroatischen Grenze. Die Zahl der Streuner dort allein wird auf etwa 3.500 geschätzt. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher. Sie leben in ständiger Angst vor den Sinteri, den Hundefängern, die noch immer trotz eines Verbots Jagd auf sie machen und ihre Kadaver einfach auf der örtlichen Mülldeponie entsorgen. Die Tierschützer versuchen mit privaten Tierasylen so viele Tiere wie möglich zu retten. Und natürlich werden auch dort die Tiere medizinisch versorgt und kastriert.
Quelle: Mitgliedermagazin vom Bund Deutscher Tierfreunde e.V.